AUFNAHMETECHNIK FARBBILDER IM RGB -
MODUS |
Farbe bringt eine
zusätzliche Dimension in Aufnahmen von astronomischen Objekten. Ein
Schwarz-Weiß Bild kann jede Menge Details eines Himmelsobjektes zeigen,
die Dimension der Farbe bringt zusätzliche Informationen: die blaue Farbe
von jungen heißen Sternen, das Blaugrün der OIII - Emission von
Planetarischen Nebeln oder das tiefe Rot von HII - Emissionsgebieten sagt etwas
über die physikalische Struktur astronomischer Objekte aus, was man aus
Schwarz-Weiß Bildern nicht entnehmen kann.
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Die Aufnahmetechnik Farbbilder über einen
sogenannten RGB - Modus zu erstellen geht eigentlich zu den Ursprüngen der
herkömmlichen Farbfotografie zurück und liegt darin begründet,
dass ein CCD-Chip für astronomische Anwendungen nur Graustufen aber keine
Farbinformationen sichtbar machen kann. Meines Wissens nach gibt es nur eine
astronomische CCD-Kamera, die Farbaufnahmen erstellen kann (Sony Chip,
Hersteller Starlight) mit der ich aber keine Erfahrungen habe. RGB
steht als Abkürzung für Rot, Grün und Blau, das RGB - Verfahren
ist eine sogenannte aditive Farbmischung. Unser normales Farbfernsehen
funktioniert ebenfalls nach dem RGB - Verfahren. CCD Bilder im RGB - Modus
aufzunehmen ist nicht simpel und erfordert Erfahrung in der CCD-Technik und es
ist zeitaufwendig, da hier nicht nur ein Bild, sondern drei Aufnahmen -
entsprechend RGB gefiltert - belichtet werden müssen. Das
Aufnahmeobjekt wird also separat nacheinander durch ein passendes Rot-,
Grün- und ein Blaufilter aufgenommen und anschließend im Computer zu
einem Farbbild übereinander gerechnet. Dabei müssen die drei
Farbauszüge zueinander so belichtet werden, dass nach dem Zusammensetzen
Bilddetails, die gleiche Helligkeitsanteile von Rot, Grün und Blau haben
auf dem resultierenden Bild Weiß ergeben. |
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Setzt man voraus, dass die Aufnahmefilter eine absolute
gleichmäßige Durchlaßkurve (Transmission) für die
jeweilige Farbe haben und schaut man sich dazu die Kurve der spektralen
Empfindlichkeit (Quanteneffektivität)
eines Chips an, wird deutlich, dass die Belichtungszeiten der drei Bilder nicht
gleich sein dürfen. Im Beispiel links die Quanteneffektivität
des Kodak KAF - 3200 ME Chips der SBIG ST10-XME. Allein aus der Kurve
würde man entnehmen können, dass die Belichtungszeit im Blauen (450
nm) und im Grünen (550 nm) länger sein muß, als im Roten
Spektralbereich um die 650 nm. |
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Ist
man im Besitz eines ordentlichen Farbfiltersatzes für das RGB Verfahren,
müssen die Filterfaktoren in Abhängigkeit der
Quanteneffektivität des Chips bestimmt werden.
Dazu kann man
Mondaufnahmen nehmen. Dabei wird eine Belichtungszeit - zumeist die für
den Rotauszug - festgesetzt, da die Chips im Allgemeinen hier am
empfindlichsten sind. Dann werden Bilder im Blau- und Grünbereich
aufgenommen und die Belichtungszeit so lange verändert, bis eine bestimmte
Bildpartie im Rot, Grün und Blau annähernd gleiche Pixelwerte
ergibt.
Eine andere Methode ist, sich einen helleren Stern der
Spektralklasse G zu suchen, ansonsten bleibt das Verfahren aber gleich. Setzt
man die RGB - Auszüge zusammen, muß das Mondbild einigermaßen
neutral grau bis weiß, der G-Stern leicht gelblich erscheinen.
Man
sollte sich aber auch nicht "verrückt" machen, denn man kann das
Farbgleichgewicht auch später im resultierenden Endbild
verschieben. |
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Der RGB - Farbfiltersatz: Die
Standardmäßig von den Kameraherstellern angebotenen
Farbfiltersätze sind meist breitbandig ausgelegt und überschneiden
sich bei bestimmten Wellenlängen. Sie sind ausgelegt um Farbbilder von
Emissions- und Reflexionstrahlung aufzunehmen.
Als Beispiel links die
Kurven des RGB Filtersatzes der Firma Tokai/Idas (Vixen). Klicken Sie
auf das Bild um die Kurven in voller Auflösung zu sehen.
Im
allgemeinen überlappen sich die Filter bei 500 nm (blaugrün) und bei
550 - 575 nm (gelb-orange). |
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Solche Filtersätze ergeben sehr schöne, farblich
ausgewogene RGB - Bilder von Galaxien, Sternen, Emissions- und Reflexionsnebeln
wie nebenstehendes Bildbeispiel zeigt. Für eine vergrößerte
Darstellung klicken Sie auf das Bild. Es wurde mit einem kleinen 5"
Refraktor und einer SBIG ST-8E (Chip mit Anti Blooming Gate)
aufgenommen. |
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Anders sehen die Verhältnisse bei Objekten aus,
die haupsächlich Licht bei bestimmten scharf begrenzten Wellenlängen
emittieren (Linienemssion). Hier sind als hauptsächlichen Vertreter die
Planetarischen Nebel zu nennen. Planetarische Nebel emittieren Licht
hauptsächlich bei den Wellenlängen H-alpha (rot - 656 nm), OIII
(grün - 500.7 nm), H-beta (blaugrün - 486 nm) und bei H-gamma (blau -
438 nm).
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Rechts in der Graphik sind diese vier Linien in die Kurve der
Quanteneffektivität des Kodak KAF 3200 ME Chips eingezeichnet.
Um Planetarische Nebel (einigermaßen) farbgetreu ihrer Linienemssion
entsprechend darzustellen, muß der Filtersatz auf jedem Fall die OIII-
und die H-beta Linie trennen. Aber genau bei diesen Wellenlängen
überlappen sich normale RGB - Filtersätze mit um die 50%
Transmission. |
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Will man also Planetarische Nebel aufnehmen, muß
man sich einen entsprechenden RGB - Farbfiltersatz selbst "zusammenbasteln".
Ich habe einen solchen aus Restbeständen meines "Astro-Bastelkeller"
zusammengestellt, wobei das Blaufilter allerdings - in einer Sammelbestellung
mit anderen Amateuren - speziell angefertigt wurde.
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Klicken Sie auf das Bild links, um die Filterkurven in voller
Auflösung zu sehen. Der Filtersatz besteht aus einem Standard RG 610 von
Schott, einem uralten Grünfilter der Firma True Technology Ltd (England)
und aus einem speziell angefertigtem Blaufilter.
Da alle drei Filter
sowohl im UV- als auch im IR Spektralbereich wieder transparent werden, kommt
dazu noch ein UV/IR Sperrfilter.
Der Unterschied in der Farbdarstellung
Planetarischer Nebel kann je nach eingesetztem Filtersatz dramatisch sein, wie
das Beispielbild am Beispiel des Hantelnebels zeigt. |
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Klicken Sie auf das Bild rechts zur Darstellung eines Bildes mit
Vergleichsaufnahmen von M27, einschließlich der Darstellung der
kritischen Linienientrennung.
Klicken Sie hier zur
Darstellung eines Bildes von M27, aufgenommen mit dem Filtersatz zur
Linientrennung.
Zum Abschluß hier
noch einige allgemeine Tipps für Aufnahmen im RGB -
Modus |
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Zur
Aufnahme von Bildern im RGB - Kompositmodus empfiehlt sich unbedingt der
Einsatz eines Filterrades oder einer Filterschiebevorrichtung.
Dabei
kann der Filterwechsel durchaus manuell erfolgen, das Filterrad muß nicht
zwangsläufig über die Kamerasoftware gesteuert werden.
Die
Vorteile liegen auf der Hand: Die Kamera muß zum Filterwechsel nicht vom
Teleskop getrennt werden. |
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- eine Bildverschiebung zwischen
den drei Aufnahmen kann nur durch Nachführproble in x/y auftreten. Bei
einem Trennen der Kamera vom Teleskop zum Filterwechsel würde es
zusätzlich zu einer Verdrehung des Bildfeldes kommen, was eine
Drehadition erforderlich machen würde, die vermieden
werden sollte. Weiterhin würde das Trennen der Kamera vom Teleskop wohl in
den meisten Fällen zu einer anschließenden Nachfokussierung
führen
- bei Planetenaufnahmen im RGB -
Modus achten Sie auf den Zeitfaktor (Rotation des Planeten, siehe auch
Sandwichaufnahmetechnik)
- wenn Sie einen eigenen
Filtersatz zusammenstellen achten Sie auf die Dicke der Filter. Stark
unterschiedliche Filterdicken machen eine Nachfokussierung zwischen den
einzelnen Bilder erforderlich
- RGB Aufnahmen lassen sich mit
Spiegelteleskopen einfacher durchführen. Die Chromasie einfacher
Refraktorobjektive erfordert ebenfalls eine Nachfokussierung in den drei
Farbbereichen. Arbeiten Sie mit einem guten Refraktorobjektiv mit geringer
Restchromasie, fokussieren Sie mit dem Grünfilter. Damit liegen Sie im
Fokus genau zwischen Rot und Blau
- Arbeiten Sie im Selfguidemode
mit einer SBIG -Kamera, belichten Sie das Blaubild immer zuerst. Da der
Nachführchip ebenfalls durch das Blaufilter abgedeckt wird und Sterne im
blauen Spektralbereich oft deutlich schwächer sind, kann es passieren,
dass der Leitstern zu Nachführung nicht genug Signal gibt. Anders herum
hätten Sie vielleicht ein schönes Rot- und Grünbild und für
den passenden Blauauszug müßten Sie einen neuen Leitstern
suchen.
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BAADER
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